Vergesslichkeit im Alter: (keine) Angst vor Demenz
Zu wenig Sauerstoff, Übermüdung oder Flüssigkeitsmangel – die Ursachen für Vergesslichkeit und Gedächtnisstörungen sind vielfältig. Mit harmlosen Gedächtnisschwächen haben Menschen jeden Alters ab und an zu kämpfen, doch wenn sich die Erinnerungslücken im Alter häufen, befürchten viele Senioren schnell den Beginn einer Demenzerkrankung.
Wir klären auf, was es mit der Vergesslichkeit im Alltag auf sich hat und wie Sie kleineren Gedächtnisstörungen aktiv vorbeugen können. Erfahren Sie außerdem, wie sich erste Symptome von Demenz äußern.
Altersvergesslichkeit ist normal
Wie hieß die nette Dame von Gegenüber noch gleich? Und wo sind schon wieder die Autoschlüssel abgeblieben? Gab es nicht auch noch etwas, das auf der Einkaufsliste fehlt? Jeder Mensch leidet im Alltag manchmal unter kleinen Lücken im Gedächtnis. Meist kommt die Erinnerung jedoch schnell zurück. Ein gewisser Grad an Vergesslichkeit ist grundsätzlich harmlos und nicht nur ältere Menschen haben damit zu kämpfen.
Doch im Laufe des Lebens häufen sich die Gedächtnisschwächen bei vielen und die Sorge vor einer beginnenden Demenz kommt auf. Dabei ist Vergessen zunächst einmal ein normaler Prozess des menschlichen Gehirns und kein Grund zur Sorge.
Unser Gedächtnis: Warum vergessen wir Dinge?
Die Fülle an Informationen, die wir im Laufe des Tages aufnehmen ist riesig. Unser Gehirn ist unglaublich komplex und leistungsfähig und genau deshalb sorgt es dafür, dass wir uns nicht immer an alles erinnern. Das Überschreiben alter, ungenutzter Informationen ist dabei eine Art Schutzmechanismus gegen eine Überbelastung. So verblassen im Laufe der Zeit Details aus Erinnerungen, die in unserem Kurzzeitgedächtnis noch sehr präsent waren. Das Gehirn bewertet diese Informationen dann als unwichtig und verschafft sich neuen Speicherplatz im Langzeitgedächtnis. Häufig kommen scheinbar vergessene Erinnerungen aber auch schnell wieder hoch, als wären sie nie weggewesen.
Erinnerungen sind häufig an Emotionen oder Sinneseindrücke gekoppelt. Haben Sie schon einmal im Winter an Sonnencreme gerochen? Sofort erinnern wir uns an den letzten Strandurlaub und es fühlt sich an als wäre es erst gestern gewesen. Neben Gerüchen spielen auch Orte eine wichtige Rolle beim Erinnern. Bestimmt kommt Ihnen folgende Situation bekannt vor: Sie sitzen im Wohnzimmer und Ihnen fällt ein, dass Sie noch die Blumen auf dem Balkon gießen wollten.
Sie stehen auf und verlassen den Raum, gehen in den Flur und plötzlich wissen Sie nicht mehr, weshalb Sie überhaupt aufgestanden sind. Sobald Sie das Wohnzimmer wieder betreten, kommt die Erinnerung zurück und Sie wissen wieder, was Sie vorhatten.
Das Gehirn koppelt in solchen Momenten den Gedanken an den jeweiligen Aufenthaltsort, in diesem Fall das Wohnzimmer. In der Forschung ist dieses Phänomen auch als „räumlicher Aktualisierungseffekt“ bekannt. Dieser hilft in Alltagssituationen, sich schnell wieder an das Vergessene zu erinnern.
Gedächtnisprobleme: Erkrankungen frühzeitig erkennen
Vor allem ältere Menschen machen sich schnell Sorgen, wenn sie vergesslicher werden und befürchten hinter den Gedächtnislücken erste Symptome für eine beginnende Demenz. Doch woran lässt sich der Unterschied erkennen? Wie viel Vergesslichkeit im Alter ist noch normal und ab wann sind Aussetzer des Gedächtnisses erste Anzeichen für eine beginnende Erkrankung?
Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft leben derzeit schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen in Deutschland mit der Diagnose Demenz. Dabei nimmt auch die Zahl der Neuerkrankungen deutlich zu. Diese Veränderung ist unter anderem auf den demografischen Wandel in Deutschland zurückzuführen. Zusätzlich hat sich das Diagnoseverfahren in den letzten Jahren stetig verbessert, wodurch Demenz deutlich häufiger als solche erkannt wird und fehlerhafte Diagnosen vermieden werden.
Die Erkrankung betrifft jedoch nicht nur ältere Menschen. Schätzungen zufolge liegt die Zahl der unter 65-Jährigen an Demenz erkrankten Menschen in Deutschland derzeit bei über 100.000. Das Krankheitsbild entwickelt sich unabhängig vom Alter der Betroffenen meist schleichend.
Erste Anzeichen von Demenz
Frühe Warnhinweise auf eine beginnende Demenz werden oft nicht als solche erkannt, da sie auch bei anderen Krankheiten wie Depressionen auftreten. Mögliche Hinweise darauf, dass eine Erkrankung vorliegt, haben wir hier für Sie zusammengefasst. Dabei weisen einzelne Symptome in der Regel noch nicht auf einen Ausbruch der Krankheit hin, vielmehr treten die Anzeichen zusammen auf und werden mit der Zeit schlimmer. Suchen Sie bei Verdacht auf eine Erkrankung Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auf, nur diese können eine finale Diagnose stellen.
Betroffene einer Demenzkrankheit:
- Haben regelmäßige Gedächtnislücken.
- Leiden unter einer Störung des Orientierungssinns.
- Haben Sprach- bzw. Wortfindungsstörungen.
- Reagieren vermehrt aggressiv und sind leicht reizbar.
- Verlieren das Interesse an Hobbys oder dem Beruf.
- Ziehen sich von sozialen Kontakten zurück.
- Haben Schwierigkeiten alltägliche Aufgaben zu erledigen.
- Leiden unter Stimmungsschwankungen.
- Streiten jegliches Fehlverhalten oder Irrtümer beharrlich ab.
Alzheimer: Die häufigste Form der Demenz
Kennen Sie den Unterschied zwischen Demenz und Alzheimer? Häufig werden beide Begriffe synonym verwendet. Allerdings handelt es sich bei der Alzheimer-Krankheit genau genommen um eine spezielle Form der Demenz, bei der im Laufe der Erkrankung ganze Nervenzellen im Gehirn absterben.
Insgesamt umfasst der Begriff Demenz mehr als 50 verschiedene Krankheiten, die teilweise nur schwer voneinander zu unterscheiden sind. Neben Alzheimer ist beispielsweise die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit eine weitere Form der Demenz, die sowohl erblich bedingt als auch durch eine Infektion hervorgerufen werden kann. Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine Erkrankung der Nervenzellen im Gehirn. Diese schreitet für gewöhnlich deutlich schneller voran als bei Alzheimer.
So können Sie Vergesslichkeit vorbeugen
Vergesslichkeit können Sie unabhängig von Ihrem Alter vorbeugen. Dabei gilt es bestimmte Risikofaktoren zu eliminieren und so auch das Risiko für eine Demenzerkrankung zu senken. Eine gesunde Lebensweise ist auch beim Thema Vergesslichkeit der Schlüssel zum Erfolg.
Gesunde Ernährung
Unser Gehirn arbeitet rund um die Uhr und schläft nie, selbst dann nicht, wenn wir es tun. Dementsprechend benötigt dieses leistungsstarke Organ viel Energie. Diese wird über die Nahrung gewonnen, die sich wiederum gezielt beeinflussen lässt. Erkenntnisse von Forschenden legen nahe, dass eine Mittelmeerkost nicht nur gut für das Herz ist, sondern auch zu einer erfolgreichen Demenzprävention beitragen kann. Stärken Sie Ihr Gedächtnis durch eine ausgewogene und fettarme Ernährungsweise.
Der Speiseplan der Mittelmeerkost setzt sich wie folgt zusammen:
- Viel frisches Obst und Gemüse zu jeder Mahlzeit
- Olivenöl als bevorzugtes Speisefett
- Unterschiedliche Vollkornprodukte
- Regelmäßiger Verzehr von Fisch
- Nüsse und Samen
- Frische Kräuter und weniger Salz
- Selten rotes Fleisch oder Wurstwaren
- Verschiedene Milchprodukte und Eier in Maßen
Weitere Tipps rund um das Thema gesunde Ernährung im Alter finden Sie in unserem Magazin.
Ausreichend Flüssigkeit
Ein Flüssigkeitsmangel kann Ursache für Erinnerungsprobleme und eine schwächere Gedächtnisleistung sein. Wer über einen längeren Zeitraum zu wenig trinkt, riskiert unter Umständen sogar Verwirrtheitszustände. Um dem entgegenzuwirken, sollten Sie sich selbst daran erinnern, über den Tag verteilt ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Für Senioren gilt laut der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung eine tägliche Flüssigkeitszufuhr von 1,3 bis 1,5 Litern. An heißen Tagen, bei Durchfallerkrankungen oder bei großer körperlicher Anstrengung kann der Bedarf auch höher sein. Hilfreiche Tipps für gesundes Trinken im Alter finden Sie in unserem Magazinbeitrag.
Soziale Kontakte
Der Austausch mit vertrauten Menschen oder Bekannten tut nicht nur der Seele gut, sondern kann auch das Erinnerungsvermögen positiv beeinflussen. Bei Gesprächen und angeregten Diskussionen mit mehreren Personen gleichzeitig ist Ihre Konzentration gefordert und Sie trainieren Ihr Gehirn und Gedächtnis automatisch, ganz ohne es zu merken.
Wer sich mehr soziale Kontakte wünscht, kann sich beispielsweise in Kursen oder Vereinen anmelden. Neue Menschen lernen Sie auch leicht auf Gruppenreisen oder bei ehrenamtlichen Tätigkeiten kennen.
Körperliche Fitness
Körperliche Fitness im Alter hat eine positive Auswirkung auf die eigene Leistungsfähigkeit. Ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung im Alltag sorgt dafür, dass Ihr Gehirn gut durchblutet wird. Dadurch wird das Organ mit Sauerstoff versorgt und Sie stärken automatisch Ihr Konzentrationsvermögen und somit auch Ihre Gedächtnisleistung.
Für Senioren eignen sich verschiedene Sportarten: Von Slow Jogging, über Yoga, Radfahren oder Nordic Walking bis hin zu Senioren Fitness. Heutzutage werden ebenfalls viele neue Trendsportarten für Senioren angeboten.
Ausreichend Schlaf
Viel Schlaf ist für unsere Gesundheit besonders wichtig. Denn nachts schaltet das Gehirn in den Ruhemodus und verarbeitet die Geschehnisse des Tages, indem Erfahrungen und Erlebnisse im Schlaf reaktiviert werden. Das Gehirn überführt so neu erlernte Inhalte vom Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis. Wer genug schläft, trainiert also dadurch gleichermaßen das Gedächtnis.
Medikamente als Ursache für Vergesslichkeit
Auch verschiedene Medikamente können eine Ursache für wiederkehrende Vergesslichkeit und Störungen des Gedächtnisses sein. Insbesondere Schmerzmittel oder Medikamente mit beruhigender Wirkung können zu vorübergehenden Konzentrations- oder Gedächtnisstörungen führen. Falls diese Probleme häufiger im Zusammenhang mit der Einnahme von Medikamenten auftreten, sollten Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aufsuchen.
Genauso gibt es aber auch Arzneimittel, die bei Vergesslichkeit helfen, indem sie beispielsweise die Durchblutung im Hirn verbessern. Informieren Sie sich bei Bedarf in einer Apotheke oder bei ärztlichem Fachpersonal.
Tipp für ein besseres Gedächtnis: Gehirnjogging
Neben körperlicher Fitness spielt auch die geistige Leistungsfähigkeit eine wichtige Rolle beim Thema Vergesslichkeit. Um geistig fit im Alter zu bleiben, hilft mentales Training in Form von Gehirnjogging. Statt vor dem Fernseher zu sitzen können Sie beispielsweise häufiger mal zu einem Kreuzworträtsel greifen oder ein Sudoku lösen.
Beim klassischen Gehirnjogging wird allerdings nur bereits vorhandenes Wissen abgefragt. Deutlich effektiver für die mentale Fitness ist es etwas Neues zu lernen. Dabei bilden sich neue Nervenzellen und Verknüpfungen im Hirn. Beim Erlernen neuer Fähigkeiten wird das Gehirn dementsprechend besonders gefordert und gefördert. Suchen Sie sich also neue Reize durch ein interessantes Hobby oder probieren Sie, im Alter eine neue Fremdsprache zu lernen.
Um der Altersvergesslichkeit entgegenzuwirken, empfiehlt es sich auch, ab und zu etablierte Routinen zu durchbrechen. Wer sich beispielsweise mal mit der linken Hand die Zähne putzt, statt mit rechts oder in einen Supermarkt geht, den sie oder er normalerweise nicht aufsucht, hält das Gehirn zusätzlich aktiv und schult die Koordination und geistige Flexibilität.
Mit Spielen und nützlichen Apps für das Smartphone oder einer Spielekonsole kombinieren Sie Spaß und Gehirntraining miteinander. Ein Seniorenhandy ist ebenfalls eine gute Möglichkeit, neue Fähigkeiten in den Bereichen digitale Technik und Internet zu erwerben.
Fazit
Vorübergehende Gedächtnislücken oder Konzentrationsschwächen im Alltag sind noch längst kein Grund zur Sorge. Meist liegt die Ursache für Vergesslichkeit auch in banalen Auslösern wie einem Flüssigkeits- oder einem Sauerstoffmangel. Erst wenn auch andere Symptome wie eine Wesensveränderung oder Orientierungslosigkeit hinzukommen, ist es ratsam, Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aufzusuchen.
Mit wenigen Tipps, die sich gut in den Alltag integrieren lassen, beugen Sie der Vergesslichkeit im Alter gut vor und etablieren gleichzeig einen ganzheitlich gesunden Lebensstil.
Welche Erfahrungen haben Sie bereits im Zusammenhang mit Vergesslichkeit gemacht? Erzählen Sie uns davon.
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